Stellungnahme der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik zur Zusammenlegung der Fächer Kunst, Musik und Werken an bayerischen Grundschulen
Die bayerische Staatsregierung hat beschlossen, künftig die Fächer Werken, Musik und Kunst zusammenzulegen und in den beliebigen Entscheidungsbereich der einzelnen Schulen zu legen. Es ist mehrfach wissenschaftlich erwiesen, dass gerade die Musik für die ganzheitliche Entwicklung von Menschen in sozialer, kreativer und kognitiver Hinsicht unerlässlich ist.
Lesen Sie zu diesem Beschluss eine Stellungnahme der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg [Originalmeldung]:
"Als Ausbildungsstätte mit künstlerischer und pädagogischer Ausrichtung sind wir konsterniert ob der jüngsten Entscheidung des Bayerischen Kabinetts, an den Grundschulen den Musik- und Kunstunterricht mit Werkunterricht zusammenzulegen und dadurch faktisch zu reduzieren.
Einerseits kann der „Kulturstaat Bayern“ sowie der Kreislauf der kulturellen Bildung und des künstlerischen Schaffens nur dann aufrechterhalten werden, wenn bei jungen Menschen deren Entwicklung unterstützt und gefördert wird. Durch unseren täglichen Umgang mit den Studierenden, insbesondere auch im Fach der Elementaren Musikpädagogik, mit den Jungstudierenden und den Sängerinnen der Mädchenkantorei haben wir ein Bewusstsein für die grundlegende Bedeutung, die der Förderung des Nachwuchses zukommt. Aber auch um zukünftig als Hochschule eine fundierte Entwicklung im Bereich der Kirchenmusik und Musikpädagogik sicherstellen zu können, ist es von besonderer Bedeutung, bereits in jungen Jahren eine breit angelegte Förderung zu gewährleisten.
Andererseits steht es – die Argumente sind wohlbekannt und wurden in der Vergangenheit wie auch in diversen aktuellen Stellungnahmen bereits wiederholt vorgebracht – nachweislich in Widerspruch zu den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis, die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen fördern zu wollen und gleichzeitig die künstlerisch-kreativen Unterrichtsfächer künftig nur noch kombiniert und damit restriktiv einzusetzen. Musik und Kunst nehmen eine zentrale Position in der Entwicklung von Kindern im Grundschulalter ein. Einzig und allein im Rahmen des Grundschulunterrichtes wird allen Kindern der Zugang dazu ermöglicht. Durch ihre Teilnahme an Musik- und Kunstunterricht erlernen sie wichtige soziale Fertigkeiten, können ihre Emotionen ausdrücken und ihre Kreativität erkunden. Zudem werden damit grundlegende kognitive Fertigkeiten gefördert, wobei vor allem die positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Sprache sowie auf mathematische Fähigkeiten belegbar sind.
Kunst und Kultur fungieren als soziale, interkulturelle und inklusive Verbindungselemente, die dazu beitragen, dass junge Menschen ihre eigene Identität entwickeln. Sie eröffnen uns neue Perspektiven und intellektuelle Paradigmen, die in Hinblick auf demokratische Teilhabe und eine vielfältige Gesellschaft unabdingbar sind.
Kunst- und Musikunterricht müssen deshalb einen zentralen Platz in der Lehrplangestaltung erhalten, um die kulturelle Vielfalt und den musikalischen Reichtum Bayerns zu bewahren und zukünftigen Generationen zu übergeben.
Für die Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg
Eva-Maria Leeb und Michaela Blaha-Hilger
Dozentinnen
Prof. Franz Josef Stoiber und Prof. Markus Rupprecht
Hochschulleitung"